Geschichte
Am 28. Juli 1902 begannen die Gleisverlegearbeiten in der Berliner Straße und am 22. September der Bau des Betriebshofes. Ein Jahr später begann der Probebetrieb im E-Werk und das Leitungsnetz der Straßenbahn wurde unter Spannung gesetzt. Die ersten Probefahrten auf den schon fertig gestellten Gleisabschnitten fanden statt. Am 18. Juli 1903 um 8.30 Uhr, ein Samstag, war es soweit, vom Staatsbahnhof bis zur Oberkirche - 2.000 m Streckenlänge - die landespolizeiliche Abnahme ging ohne Beanstandungen über die Bühne. Um 11.00 Uhr erfolgte dann die eigentliche Eröffnung. Der Fahrpreis betrug zum Start 10 Pf. Nach Ablauf des vertragsgemäßen Probebetriebs übernahm die Stadt Cottbus am 14. Januar 1904 das E-Werk und die Straßenbahn von der Firma Siemens & Halske. Die Cottbuser Straßenbahn besaß zu diesem Zeitpunkt 29 Trieb- und 8 Beiwagen. Die Streckenlänge betrug insgesamt 12,53 km. 1918 waren es 4,65 Mio. Fahrgäste, da bei diesem Ansturm das Bezahlen an Zahlkästen nicht mehr kontrollierbar war, wurden am 1. Januar 1918 Schaffnerinnen eingesetzt, die das Fahrtgeld von jetzt 15 Pf. einkassierten. Durch die allgemeine Wirtschaftskrise und die Geldentwertung stieg der Fahrpreis zum 1. Juli 1919 auf 20 Pf. Nach der Kündigung aller Schaffner(innen) wurden zum 11. Juli 1920 die Zahlkästen wieder eingeführt. Aber im Gegensatz zu früher durfte kein Geld mehr eingeworfen werden, sondern nur noch die vorher ausgegebenen Fahrmarken. Während des 1. Weltkrieges ging es auch der Cottbuser Straßenbahn nicht gut, es mussten Streckenteile stillgelegt werden. Am 24. Mai 1923 musste dann der gesamte Straßenbahnverkehr eingestellt werden. Als die Straßenbahn ihren Betrieb wieder aufnahm, stieg auch der Fahrpreis. 1927 wurde der erste Omnibus von der Stadt gekauft. Am 1. Januar 1939 ordneten die Stadtwerke ihre Kraftfahrzeuge der Straßenbahn zu.
Während des 2. Weltkrieges gab es wiederum viele Unannehmlichkeiten, so mussten die leuchtenden Linienfarben an den Bahnen abgedunkelt werden. Dadurch waren nun aber die Linien nicht mehr zu erkennen, daher wurden Liniennummern eingeführt. Die Triebwagen trugen über den Scheinwerfer ein Blechschild mit der Liniennummer, so dass es schwach durchleuchtet wurde. Die Fahrgastzahlen stiegen 1942 auf inzwischen 6,8 Mio., 1944 waren es 13,3 Mio. Nach Ende des Krieges wurde nach und nach alles wieder instand gesetzt und aufgebaut. Nach 1945 wurden in der Sowjetischen Besatzungszone zahlreiche Firmen enteignet, unter kommunale Verwaltung gestellt oder den Stadtwerken zugeordnet. Zum 1. April 1949 wurde die "KWU Cottbuser Stadtwerke" gebildet, dazu gehörten das E-Werk inkl. Straßenbahn, das Gas- & Wasserwerk. Insgesamt bestand die KWU aus 16 Betrieben. Am 22. Oktober 1951 erließ die inzwischen gegründete DDR die "Verordnung über die Organisation der volkseigenen örtlichen Betriebe". Dadurch wurde die KWU abgeschafft und in Volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt. Die Straßenbahn gehörte ab dem 1. Juli 1951 zum "VEB Örtliche Industrie - Stadtwerke Cottbus", allerdings wurde dies im September wieder geändert zu " VEB (G) Stadtwerke Cottbus - Verkehrsbetriebe", das (G) steht für Gemeindeeigentum. Am 20. Dezember 1951 wurde der Busverkehr neu geordnet und erweitert. Am 18. Februar 1952 änderte sich auch die Linienführung der Straßenbahn und die Liniennummern wurden endgültig eingeführt. In dieser Form blieb das Netz bis 1960 bestehen.
Die Zuordnung der Unternehmenszweige zu verschiedenen Ministerien brachte das Ende der Stadtwerke. Ab 1. Januar 1953 war die Straßenbahn somit eigenständig - als "VEB (K) Verkehrsbetriebe der Stadt Cottbus", das (K) steht für Kommunaler Betrieb. Der Busverkehr der Stadtwerke musste aufgrund defekter und nicht mehr einsatzbereiter Fahrzeuge am 7. Oktober 1953 eingestellt werden. Der "VEB Kraftverkehr Cottbus" bediente darauf die Linien weiter, sofern möglich. Erst als am 11. Oktober 1954 drei IKARUS 601-Busse aus Ungarn eintrafen, begann am 17. Oktober wieder ein normaler Linienverkehr, der aus drei Buslinien bestand. Am 6. Oktober 1968 bekam der Betrieb wieder einen neuen Namen: "VEB Cottbusverkehr". Zwischen 1953 und 1972 wurden alle Straßenbahnendhaltestellen, außer am Bahnhof, mit Wendeschleifen ausgerüstet. Damit war der Einsatz von Einrichtungsfahrzeugen auf fast allen Linien möglich. Dazu wurde eine Dispatcherzentrale eingerichtet und es gab ein neues Logo. Ebenfalls 1968 konnten die letzten Vorkriegswagen aus dem Personenverkehr verabschiedet werden. Damit stand Cottbus ein typenreiner Wagenpark zur Verfügung. Der Busverkehr erlangte inzwischen überörtliche Bedeutung, so dass es im Mai 1960 7 Buslinien gab, im November kamen noch drei dazu. Bis zum Jahr 1968 besaßen praktisch alle Orte im Landkreis Cottbus eine Busanbindung. Nachdem das Cottbuser Stadtzentrum 1971-74 als ein sozialistisches Stadtzentrum in industrieller Bauweise (Plattenbau) neu errichtet wurde, wurde auch die Straßenbahntrasse von der Spremberger Str. in die neu gebaute Stadtpromenade verlegt. Am 12. März 1976 wurden die Zahlboxen durch Lochentwerter ersetzt, da die Zahl der Schwarzfahrer immer mehr zunahm.
In den Jahren 1974-84 wurde viel gebaut, z.B.: die Straßenbahnanbindung nach Sachsendorf (1977), die Straßenbahnstrecke zum Hauptbahnhof (1978) und weiter zur Jessener Straße (1980) und nach Schmellwitz (1984). Der neue Stadtring und ein neues Bahnhofsgebäude wurden errichtet. Die Linie 4 zum alten Bahnhof wurde eingestellt, die Gleise in der Bahnhofstraße wurden dann für 12 Jahre stillgelegt. Am 22. Dezember 1978 trafen die ersten neuen TATRA KT4D Straßenbahnwagen aus der CSSR ein. Am 4. Oktober 1979 fuhren die ersten 12 neuen KT4D in Doppeltraktion auf der Linie 3. Anlässlich der "Zentralisierung der Wirtschaft" und aufgrund des Beschlusses vom 17. Dezember 1980 des "Präsidiums des Ministerrats" bezüglich der bezirksgeleiteten Kraftverkehrskombinate erging am 22. Juli 1981 der Beschluss durch den "Rat des Bezirks Cottbus" zur Eingliederung des "VEB Cottbusverkehr" ins "Verkehrskombinat Cottbus". Da es bei Verkehrsstörungen immer problematisch war die Fahrgäste zu informieren, wurden am 1. April 1986 hierfür 15 funkgesteuerte Haltestellen-Informationsanlagen in Betrieb genommen. 1988 fand erstmals öffentlich eine Veranstaltung zum Jubiläum der Straßenbahn statt, auch wenn es nur das 85-Jährige war. Ab dem 2. Oktober 1989 setzte Cottbusverkehr auf der Linie 4 den KT4D als Dreiwagenzug ein. Dieser hatte eine Länge von 57 m und konnte 321 Fahrgäste aufnehmen. Dazu mussten allerdings die Bahnsteige auf 60 m verlängert werden und die Signalanlagen angepasst werden. Der Busverkehr entwickelte sich auch sehr gut weiter, inzwischen gab es 11 Stadtbuslinien und 26 Regionalbuslinien.
Als am 9. November 1989 das Ende der DDR durch den Fall der Mauer besiegelt wurde, stand Cottbusverkehr vor einem der größten Umbrüche seiner Geschichte. Auf einmal gab es billige Gebrauchtwagen "Made in BRD", die Fahrgastzahlen nahmen rapide ab. Die Fahrtarife wurden aufgrund der "Politik der stabilen Preise" zu DDR-Zeiten nie überarbeitet, so dass sie schon seit über 20 Jahren keinen kostendeckenden Betrieb zuließen. Die Einnahmen 1991 deckten nur 41 % der Ausgaben. Eine erhebliche Preiserhöhung war unerlässlich, diese betrug 300 %, von 15 Pf auf 50 Pf. Am 11. Juli 1990 wurde dann aus dem "VEB Cottbusverkehr" die heutige "Cottbusverkehr GmbH". Gesellschafter war vorerst nur die Stadt Cottbus, ab 1992 auch der Landkreis, von 1997 bis 2007 war Cottbusverkehr eine Tochter der "Stadtwerke Cottbus GmbH". Seit dem 23. September 1990 fährt die Straßenbahn auch wieder über die neue Bahnhofsbrücke und über die Bahnhofsstraße. Für den Bus-Regionalverkehr wurde im Dezember 1990 der neue Busbahnhof mit 11 Bussteigen an der Marienstraße eingeweiht. Neben der Modernisierung des Wagenparks stand nach der Wende die Modernisierung und der zweigleisige Ausbau der Straßenbahnstrecke im Mittelpunkt der Investitionen. Bis zum Jahr 2000 konnten die wichtigsten Streckenabschnitte (Friedrich-Ebert-Straße; Karlstraße bis Nordfriedhof; Altmarkt bis Muskauer Platz; Berliner Straße bis Ströbitz und Dresdner Straße/Madlower Hauptstraße bis Spree-Straße) zweigleisig ausgebaut werden.
1990 musste Cottbusverkehr noch die von der DDR vertraglich gebundenen Straßenbahnwagen und Busse abnehmen, 15 KT4D und 7 IKARUS-Busse. Anfang 1991 wurden noch 7 KT4D aus Erfurt übernommen. Das hatte zur Folge, dass die zweiachsigen "Gotha"-Einheitswagen nicht mehr gebraucht wurden. Diese hatten am 8. März ihren letzten Linienfahrten und am 24. März 1991 eine Abschiedsfahrt. Der Wagenbestand bei der Straßenbahn betrug nun 72 Gelenkwagen "TATRA KT4D". Im Busbereich wurde schon 1992 die Umstellung auf Niederflurwagen abgeschlossen. Bei der Straßenbahn stellte sich die Frage: Neue Niederflurtram oder Umrüstung? Da die finanziellen Mittel stark begrenzt waren, wurde umgerüstet. Die "Mittenwalder Gerätebau GmbH" (MGB) kam auf die Idee, in einem Gelenkwagen ein niederfluriges Mittelteil einzusetzen. Gemeinsam mit Cottbusverkehr und den Schweizer Firmen "Schindler Waggon" und "FIAT-SIG Schienenfahrzeuge" setzte MGB den Plan um und am 18. Mai 1995 gelangte der Tw72 nach Mittenwalde. Die neue Bezeichnung der TATRA-Wagen mit Niederflurmittelteil war KTNF6. Im Jahr 2001 kam es zu einer umfangreicher Linienveränderung bei der Straßenbahn. Durch diese Änderungen bedienen alle Straßenbahnlienen den Bereich Hauptbahnhof. Ihr 100 jähriges Bestehen feierte die Cottbuser Straßenbahn im Jahr 2003. Rund 15.000 Besucher feierten beim Tag der offenen Tür und dem Korso mit. Seit dem 1. April 2004 setzt Cottbusverkehr nur noch Straßenbahnen mit Niederflurmittelteil im Linienverkehr ein. Damit ist Cottbus die erste Stadt in Deutschland, wo bei allen Fahrten ein Niederflurteil für die Fahrgäste angeboten wird. Die nicht mehr gebrauchten KT4D wurden in den folgenden Jahren an andere Straßenbahnbetriebe verkauft. Anlässlich des Jubiläums 30 Jahre KT4D-Betrieb wurde im Sommer 2009 der letzte KT4D mit den restlichen historischen Fahrzeugen auf einer Sonderlinie eingesetzt.